Noch vor nicht allzu langer Zeit wurden Wanderer, die sich mit Stöcken auf den Weg gemacht haben, belächelt. Sie standen dem Image des starken Wanderers entgegen, der nur sich selbst und ein gutes Paar Wanderstiefel zum Besteigen der Berge benötigt.
Deshalb waren es vor allem die Wanderer älterer Semester, die mit Wanderstöcken anzutreffen waren. Auch sie waren es, die sich hauptsächlich mit den richtigen Techniken zum Wandern mit Stöcken auseinandergesetzt haben.
Mittlerweile lassen sich viele Studien finden, die positive Wirkungen des Einsatzes von Wanderstöcken bestätigen. So sollen insbesondere die Gelenke geschont werden. Ob Wanderstöcke verwendet werden sollten ist dennoch ein oft gefragtes Thema.
Wandern mit Stöcken kann sich für jeden lohnen. Denn unter Beachtung der richtigen Stocktechnik, werden die Gelenke entlastet. Es wird zusätzlich mehr Stabilität beim Wandern gewährleistet. Zudem kommt man beim Wandern mit Stöcken erheblich schneller voran. Bei zu häufigem Einsatz der Stöcke, kann sich eine Verringerung des Gleichgewichtssinns bemerkbar machen.
Nachdem wir jetzt schon etwas vorweg gegriffen haben, gehen wir nochmal ins Detail und gucken uns Vor- und Nachteile vom Wandern mit Stöcken ganz genau an.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Einsatz von Wanderstöcken sollte in jedem Fall geübt sein. Denn ansonsten können die positiven Effekte schnell von negativen überlagert werden.
- Die Stocklänge spielt eine wichtige Rolle, um eine gesunde Körperhaltung zu haben.
- Um bei den unterschiedlichen Techniken nicht durcheinander zu kommen, haben wir im Folgenden eine Übersicht der wichtigsten Techniken gemacht.
Vor- und Nachteile vom Wandern mit Stöcken
Sich mit den Vor- und Nachteilen vom Wandern mit Stöcken zu befassen, hilft dabei die Frage “Soll ich mit oder ohne Stöcke wandern?” zu beantworten. Während einige der genannten Fakten bereits bekannt sein dürften, könnten andere durchaus überraschend für den ein oder anderen Leser sein.
Vorteile:
- Entlastung der Gelenke
Studien zeigen, dass das Kniegelenk und die Wirbelsäule um bis zu 30 Prozent entlastet werden können. - Einsparung von Kraftreserven
Durch die verringerte Belastung der Beine findet bei einer Durchschnittstour eine Gewichtsentlastung von bis zu 1 Tonne statt. - Schnellere Fortbewegung
Da besonders beim Bergaufgehen mehr Kraft effektiv genutzt werden kann, kommt man bedeutend schneller voran. - Verbesserung der Atmung
Der gleichmäßige Stockeinsatz kann mit der Atmung synchronisieren. Die Gleichmäßigkeit wirkt sich dabei positiv auf die eigene Erschöpfungsrate aus. - Verbesserung der Stabilität
Da man nun vier statt zwei Beine zur Verfügung hat, fällt es viel leichter, das Gleichgewicht zu halten.
Nachteile:
- Einschränkung des Gleichgewichtssinns
Wer zu viel mit den Stöcken unterwegs ist, kann seine Gleichgewichtsfähigkeit einbüßen, da man sich an die zusätzlichen Beine gewöhnt. - Falscher Einsatz führt zu erhöhter Kniebelastung
Führt man die Techniken falsch aus, können größere Schritte die Belastung auf Sehnen und Gelenke noch verstärken. - Können sperrig sein
Bei traditionellen Wanderstöcken hat man das Problem, dass sie sich nicht im Rucksack verstauen lassen. Bei Stürzen kann das gefährlich sein. - Können Anfänger überfordern
Wer schon mit der Koordination beim Wandern ohne Stöcke Schwierigkeiten hat, wird sich nicht sofort mit Stöcken anfreunden können.
Grundlagen zum Wandern mit Stöcken
Bevor man sich den Techniken des Stockeinsatzes widmet, sollte man über die folgenden zwei Grundlagen bescheid wissen.
- Die Stocklänge: Die Stocklänge hat Einfluss darauf, wie effizient sie genutzt werden können. Zu unterscheiden ist dabei die Art der Stöcke. Natürlich können traditionelle Wanderstöcke nicht in der Länge verstellt werden, deshalb sind sie anders zu betrachten als Teleskopstöcke.
Grundsätzlich gilt jedoch, dass sich die Stocklänge an die jeweilige Begebenheit anpassen muss. In dieser Hinsicht eignen sich Teleskopstöcke besonders. Bei traditionellen Wanderstöcken muss der Stock jeweils etwas höher oder tiefer gegriffen werden.
Grundsätzlich wählt man die Stocklänge so, dass sich, beim Umfassen des Griffs, auf der flachen Ebene ein 90° Winkel zwischen Ober- und Unterarm bildet. - Die Grifftechnik: Die Grifftechnik entscheidet über die Kraftübertragungsrate vom Stock zum Körper. Nur mit der richtigen Technik macht der Einsatz der Stöcke überhaupt Sinn. Dazu sollte man zuerst von unten durch die Schlaufen greifen.
Anschließend wird der Griff so umfasst, dass der Bereich zwischen Daumen und Zeigefinger den Griff und den Schlaufenansatz berührt. Weiterhin ist zu beachten, dass der Griff beim Nach-Hinten-Schwingen locker gelassen werden sollte. Dies sorgt Krämpfen in der Hand vor.
Wandern mit Stöcken – Die unterschiedlichen Techniken
Der wesentliche Unterschied bei den einzelnen Stocktechniken besteht darin, in welcher Höhe sie gehalten werden. Des Weiteren kann man zwischen dem diagonalen und dem Doppelstockeinsatz unterscheiden.
Diagonaler Stockeinsatz: Für den diagonalen Stockeinsatz nimmt man die Stöcke jeweils abwechselnd nach vorne. Diese Technik entspricht dem typischen Bewegungsablauf.
Doppelstockeinsatz: Beim Doppelstock Einsatz nimmt man die Stöcke gleichzeitig nach vorne. Um den Bewegungsablauf nicht durcheinander zu bringen, benutzt man diese Technik nur bei jedem zweiten Schritt.
Wandern in der Ebene
- Stocklänge: Die Stöcke werden so eingestellt, dass sich beim Umfassen der Griffe ein 90° Winkel zwischen Ober- und Unterarm bildet.
- Technik: Diagonaler Stockeinsatz
Bergaufgehen
- Stocklänge: Teleskopstöcke verkürzt je nach Anstieg des Weges. Man sollte darauf achten, dass die Arme dabei nicht überdehnt werden. Bei traditionellen Wanderstöcken umfässt man den Stock etwas unterhalb des Griffes. Auf die Schlaufen muss man in diesem Fall verzichten. Bei kurzen Anstiegen muss man die Länge nicht verstellen, sondern geht so wie bei den traditionellen Wanderstöcken vor.
- Technik: Doppelstockeinsatz
Bergabgehen
- Stocklänge: Die Stöcke sollten hier je nach Steilheit, so lang wie nötig gemacht werden. Bei zu steilem Gelände sollte die Verstauung der Stöcke am bzw im Rucksack in Erwägung gezogen werden.
- Technik: keine
Traversieren
- Stocklänge: Die Stöcke sollten beim traversieren unterschiedlich lang eingestellt werden. Dabei wird der Stock zur Bergseite hin kürzer eingestellt und der Stock zur Talseite hin länger eingestellt.
- Technik: nach Belieben
Traversieren 2
- Stocklänge: Wenn die Steigung zu stark ist,
- Technik: Falls die Steigung zu stark ist, kann auf man auf die Seitstütz-Technik zurückgreifen. Dies ist ein Spezialfall, deshalb zählt man diese Technik nicht zu einer offiziellen. Um sie anzuwenden, greifst du einfach mit beiden Händen um BEIDE Stöcke.
Die bergseitige Hand ist dabei immer unten. Die talseitige Hand befindet sich in Griffhöhe. Die Stockspitzen zeigen in Richtung Gelände. Nun kann man die Stöcke bequem nutzen, um sich am Hang abzustützen.
Übrigens: Um Schweißfüßen und Geruchsbildung auch bei längeren Touren effektiv entgegenwirken zu können, kann sich die Anschaffung passender Wandersocken lohnen. Diese hier sind Unisex-Modelle und können multifunktional auch zum Beispiel auf Arbeit getragen werden. Probier’s aus!
Fazit
Der Einsatz von Stöcken beim Wandern hat sich noch nicht komplett etabliert. Immer noch gibt es viel Verwirrung, wenn es um das Thema “Sinn oder Unsinn vom Stockeinsatz beim Wandern” geht.
Fakt ist jedoch, dass man durch Einsatz der richtigen Techniken nicht nur schneller vorankommt, sondern auch die Gelenke entlastet. Auch das häufig genannte Gegenargumente “Stöcke sind zu sperrig”, gehört seit der Erfindung der Teleskopstöcke der Vergangenheit an.
Den Gleichgewichtssinn kann man zwar durch den dauerhaften Einsatz von Stöcken einschränken, jedoch trifft das nur auf Menschen zu, die sehr viel und lange wandern. Um dem entgegenzuwirken, kann man zum Beispiel einfach, bei leichteren Strecken die Stöcke weglassen. Unserer Meinung nach sind Stöcke also einfach prima, um das Wandern zu einem noch besseren Erlebnis zu machen.
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